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Spätestens seit Anfang der Corona-Pandemie ist klar; Der Online-Handel ist nicht aufzuhalten. Während der lokale Handel wegen Kontaktbeschränkungen schließen musste, boomten Online-Shops. Aber welchen Einfluss haben unsere aktuellen Konsumgewohnheiten auf die Umwelt?

Der Trend Richtung Online-Shopping zeichnet sich schon seit Jahren ab. Und seit des ersten Covid 19-Lockdowns in 2020 ist klar, dass der Online Handel zu den Gewinnern gehört. Hier durfte man sich über ca. 20 % Umsatzplus freuen, während lokale Händler buchstäblich leer ausgingen. Wobei; immerhin 31 % der Online-Shopper achten darauf, bei lokalen Händlern ihre Online-Bestellungen aufzugeben.

Infografik: Online-Shopping & Nachhaltigkeit | Statista

Was bedeutet dieser Online-Trend aber für die Umwelt? Ist es nicht nachhaltiger, vor Ort einzukaufen, statt sich aus der ganzen Welt aus Bequemlichkeit Waren nach Hause liefern zu lassen? Sehen wir uns die Möglichkeiten und einzelnen Einflussfaktoren auf die Umwelt einmal genauer an:

Nachhaltigkeit im stationären Handel

Ladenfläche und Lagerung

Ob kleine Boutique oder großes Kaufhaus: Ladenflächen müssen unter der Woche beleuchtet und klimatisiert werden, und sanitäre Anlagen werden natürlich auch von den Mitarbeitern genutzt. Sogar Nachts werden häufig noch die Schaufenster ausgeleuchtet, um Fußgängern das Sortiment zu präsentieren. Dazu kommen die Lager, die ebenfalls von LKWs und Co beliefert, beleuchtet und belüftet werden und dadurch ihren eigenen CO2-Ausstoß haben. Jegliche Ware kommt einzeln verpackt im Lager an, wodurch sehr viel Verpackungsmüll entsteht, den der Endverbraucher nicht sieht. Beim Verkauf wird die Ware dann wieder in eine Tüte verpackt (die ist heute meist aus Papier, bestenfalls bringt der Kunde aber natürlich eine eigene Tasche mit), wodurch noch einmal Verpackungsmüll entsteht.

Fahrtwege der Kunden und Mitarbeiter

Im besten Fall kommen Kunden zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Einkaufen. Die Realität spielt sich aber auf vier Rädern ab; Wer mit dem PKW zum Shopping anrollt, setzt beim lokalen Einkaufen den CO2-Fußadruck nach oben. Insbesondere, wenn man aus ländlicheren Regionen einen längeren Fahrtweg zum Einkaufen auf sich nimmt, ist dieser individuelle CO2-Verbrauch ein nicht-nachhaltiger Aspekt beim Einkauf vor Ort.

Dasselbe gilt natürlich auch für Mitarbeiter, ist aber nicht unbedingt ein Argument gegen den stationären Handel; Schließlich müssen auch Mitarbeiter, die für ein Online-Unternehmen arbeiten, zur Arbeitstätte fahren.

So oder so scheinen diese Faktoren aber schon auszureichen, um den lokalen Handel aus dem Umwelt-Rennen zu nehmen:

„So verursacht nach den Hochrechnungen […] ein Einkauf per Fahrrad im Kaufhaus mehr Emissionen als der Online-Kauf [eines Paares neuer Schuhe]. Und zwar fast das Doppelte: 1270 Gramm statt 660 Gramm CO2. Dass die Bilanz des traditionellen Ladenkaufs so ernüchternd daherkommt, liegt nicht am Fahrrad – sondern am Energieverbrauch für Heizung und Licht im Offline-Shop.“ (Quelle: GEO)

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Nachhaltigkeit im Online Handel

Im Online-Geschäft müssen also keine individuellen Ladenflächen bewirtschaftet werden; das passiert alles konzentriert in Lagern, von denen aus Ware gezielt verschickt wird. Hier ist man mit Online-Shopping also im Umwelt-Vorteil.

Das private Auto der Kunden bleibt beim Online-Shopping ebenfalls stehen. Aber ist der Fahrtweg von DHL, Hermes und Co denn wirklich so viel effizienter, wenn die Lieferanten unsere Pakete nach Hause liefern? Ja – zumindest, wenn das Paket beim 1. Zustellversuch auch ankommt. Dann kann man von einem Mittelwert von ca. 500 Gramm CO2 pro Paket ausgehen. Das schafft man im stationären Handel nur, wenn Kunden nicht mehr als 2 Kilometer Fahrtweg zum Shoppen auf sich nehmen müssen.

Kostenlose Retouren für Online-Käufe

Ein großer Umweltfaktor allerdings ist die hohe Retourenquote beim Online-Shopping. Fast die Hälfte aller bestellten Kleidungsstücke und Schuhe werden wieder zurückgeschickt – in den meisten Fällen geschieht das für die Konsumenten sogar kostenfrei. Die Gründe dafür können verschieden sein, doch die Kunden nutzen die Bequemlichkeit kostenloser Rücksendungen gerne für sich; Das verleitet natürlich dazu, auch Produkte zu bestellen, die man „nur mal anprobieren“ und sowieso gar nicht haben wollte. Damit machen die Kunden selbst den Umweltvorteil des Online-Shoppings wieder zunichte. Denn die Menge CO2 pro Paket, das zurückgeschickt wird, steigt aufgrund einer Retoure mal eben um ca. 50 %.

Zudem gehen kostenlose Retouren häufig zulasten kleinerer und lokaler Händler, die diese Konditionen nicht anbieten können, da es einfach zu hohe Kosten mit sich bringt. Ein klarer Wettbewerbsvorteil also für Online-Riesen wie Amazon und dergleichen, die ihre Ware wiederum aus aller Welt beziehen und auch in Sachen Mitarbeiter nicht gerade mit guten Arbeitsbedingungen glänzen.

Umso schlimmer wird es, wenn man hört, dass retourierte Ware häufig einfach vernichtet wird, statt wieder in den Online Handel zu wandern. Neuwertige Kleidung wird häufig verbrannt, weil das günstiger ist, als die Produkte für potentielle Neukunden wieder zur Verfügung zu stellen. Mit Nachhaltigkeit hat das nicht mehr viel zu tun.

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Co2-Kompensation und Mehrweg-Verpackungen sind Tropfen auf dem heißen Stein

Mit Elektro-Fahrzeugen und Aufpreisen für „Co2-neutrale“ Retouren möchten Lieferanten und Online-Händler den Impact auf die Umwelt etwas verringern. Allerdings ist nicht wirklich transparent, was mit den Umweltaufschlägen für Pakete am Ende passiert. Und die gesamten Strecken, die zwischen unserer Haustür und Produktlagern in Osteuropa zurückgelegt werden müssen, können kaum durch Elektrofahrzeuge abgedeckt werden. Auch Mehrwegverpackungen für Pakete sind noch eher eine Seltenheit. Nach wie vor wird auf neue Einwegverpackungen in Standardgrößen zurückgegriffen, die oft nicht zur Größe des Produkts passen, sodass Pakete noch mit zusätzlichem Plastik- oder Papiermaterial aufgefüllt werden. Das wiederum beansprucht in Lieferwagen mehr Platz als nötig; Der verfügbare Platz im LKW kann nicht optimal ausgelastet werden.

Nur selten wird der Fokus auf das Ursprungsproblem gelegt; Die Vermeidung von Retouren. Dem Kunden wird lieber suggeriert, dass er sich von der Umweltsünde „Retoure“ freikaufen kann, indem er in der Lieferoption das „GoGreen“-Symbol anklickt. Zwar werden einige Maßnahmen eingesetzt, um Retourenquoten gering zu halten (z.B. das Angeben von Kleidungsmaßen und Größenempfehlungen). Doch diese konnten bisher keinen nachweislichen Einfluss auf die Menge der Rücksendungen nehmen. Und Online-Händler sind sicher nicht geneigt, dem Kunden von der Bestellung abzuraten; Die Chance besteht schließlich immer, dass die Ware doch gefällt und einfach behalten wird, ergo Geld einbringt.

Online oder Offline: Was ist also umweltfreundlicher?

Einfach betrachtet ist Online-Shopping tatsächlich umweltfreundlicher als der Einkauf in der Innenstadt. Allerdings nur, wenn folgende Punkte erfüllt sind:

  • Der Kunde bestellt nur, was er tatsächlich braucht
  • Der Kunde behält die Produkte, die er bestellt hat
  • Die Zustellung erfolgt ohne „Sonderwünsche“, kann also im voll ausgelasteten Wagen transportiert werden
  • Bei der 1. Zustellung wird das Paket auch vom Kunden angenommen

Die Realität sieht häufig anders aus, und ist auch nicht immer so einfach. Pakete sollen am besten schon über Nacht da sein, müssen häufig mehrmals zugestellt werden, und werden zurückgesendet, weil der Inhalt „nur zum Spaß“ bestellt wurde. Auch speziell ausgewählte Zustell-Zeitfenster sorgen dafür, dass Lieferwagen nicht voll ausgelastet werden können – damit werden noch mehr Fahrten verursacht, als wirklich notwendig. Und von den schlechten Arbeitsbedingungen der Lieferanten haben wir in dieser gesamten Betrachtung noch gar nicht gesprochen – was bei einer Debatte um Nachhaltigkeit im Online-Handel aber definitiv dazu gehört.

Wenn Kunden dann auch noch vorher lokal im Laden die Teile anprobieren und sie dort hängen lassen, um sie online vielleicht billiger zu finden, ist das nicht nur unfair für die stationären Händler, sondern vergrößert noch den Impact auf die Umwelt. All diese realen Ausnahmen vom Ideal des direkt zugestellten Pakets können dafür sorgen, dass Online-Shopping tatsächlich weniger umweltfreundlich ist, als offline einzukaufen.

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Wie kann man denn nun nachhaltig shoppen?

Wem Nachhaltigkeit beim Einkauf wichtig ist, sollte für sich überlegen, welche Aspekte ihm dabei besonders wichtig sind. Dabei stellt sich häufig gar nicht einmal so sehr die Frage, ob Offline- oder Online-Shopping grundsätzlich besser sind. Stattdessen kannst du darauf achten…

… wenn du offline shoppen möchtest:

  • dass du alles, was du lokal finden kannst, gerne auch vor Ort kaufen kannst. Damit unterstützt du den stationären Handel.
  • dass du nach Möglichkeit mit dem Rad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist.
  • dass du eine Autofahrt zum Einkaufen am besten mit anderen To-Dos (z.B. Arztbesuchen o.Ä.) verbindest.
  • dass du deine eigene Tasche mitbringst, statt Einkaufstaschen aus dem Laden zu nutzen.
  • dass du deine Händler um die Ecke auch online unterstützen kannst; Indem du in ihren Online-Shops z.B. „Pick & Collect“ aussuchst, oder sie auf sozialen Medien promotest.

… wenn du online shoppen möchtest:

  • dass du nur Dinge online bestellst, die du bei dir vor Ort nicht finden kannst.
  • dass du nach Möglichkeit Sammelbestellungen machst, statt einzelne Waren nach Hause zu bestellen.
  • dass du auf Overnight-Lieferungen oder Wunschzeitfenster möglichst verzichtest.
  • dass du ein Abstell-OK gibst oder Nachbarn da sind, die deine Lieferung im Zweifel entgegen nehmen können.
  • wenn der obere Punkt nicht möglich ist; Wähle direkt eine Packstation für die Anlieferung aus, die du in der Nähe hast
  • dass billige Preise immer von irgendwem gezahlt werden – meist von Lieferanten und Arbeitern, die schlecht entlohnt werden. Achte daher auf nachhaltige und regionale Online-Shops.

Und egal, wofür du dich letzten Endes entscheidest; Am besten ist es in jedem Fall, dass du nur die Dinge kaufst, bzw. bestellst, die du wirklich brauchst. So vermeidest auch du unnötige Fahrten in die Stadt oder Retouren, die der Umwelt schaden.

LG Biene


Quellen: 

https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/umwelt-einkaufen-online-laden-100.html 

https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/22344-rtkl-laden-vs-internet-wann-online-shoppen-umweltschonender-ist-und-wann

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vernichtung-retouren-pakete-1.4483692

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/nachhaltigkeit/ist-onlinehandel-gut-fuer-die-umwelt-es-spricht-viel-dagegen-26661

https://www.quarks.de/umwelt/online-shopping-klimafreundlicher-als-einkauf-im-geschaeft/

2 Meinungen zu “Online Shopping vs. lokal einkaufen: Was ist nachhaltiger?

  1. Ich gehe offline shoppen und einkaufen, denn ich unterstütze gerne den stationären Handel. Normalerweise gehe ich samstags immer zum Hofladen einkaufen. Im Sommer könnte ich dort bestimmt mal mit dem Fahrrad hinfahren, um meinen Einkauf noch nachhaltiger zu gestalten. Und einen eigenen Beutel nehme ich auch immer mit.

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