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Berlin Fashion Week: Herbst/Winterkollektionen 2022 zwischen Trend und Politik
It’s a wrap! Die Berlin Fashion Week im März ist zu Ende. Und mit ihr eine Woche voller gemischter Gefühle.
Denn die Herbst- und Winterkollektionen der DesignerInnen wurden dieses Jahr, wie auch die Jahre zuvor, durch die derzeitigen Umstände in der Welt begleitet: Der Krieg in der Ukraine hinterließ seine Spuren in den Runway Shows und offenbart, wie groß die Kontraste in unserem Leben sein können. Ein Switch von Glamour zur Gewalt kann schnell und unvermittelt passieren. Dieses Gefühl der Spannung und der Gegensätze spiegelt sich diese Saison in vielen Designs wider, die auf der Fashion Week präsentiert wurden.
Fashion im Schatten eines Konflikts
Wie ist das Thema in der diesjährigen Fashion Week verarbeitet worden? Vor dem Beginn der Eröffnungsshow durch Sofia Ilmonen wurde eine Schweigeminute den Opfern des Ukraine-Krieges gewidmet. Beim Event von Platte.Berlin (bei dem Looks lokaler Designer auf Laufbändern im Schaufenster präsentiert wurden) wurde zu Spenden für Geflüchtete Kreative aufgerufen. Und in der Show zur Winter-Kollektion „Weltgewandt“ von Anja Gockel wurden von der Designerin selbst ein paar Worte ans Publikum gerichtet, bevor zum Ende der Modenschau eine der ukrainischen Models und Tänzerinnen im blau-gelben Gewand durch das Foyer des Adlon Hotels schreitete.
Einen ergreifenden Abschluss fand die Fashion Week mit der Show des ukrainischen Designers Jean Gritsfeldt. Der Designer selbst konnte aufgrund der Angriffe in Kiew nicht anwesend sein. Entsprechend bedrückend war die Atmosphäre an dem Abend, an dem seine Kollektion präsentiert werden sollte.
Doch statt der geplanten Designs der kommenden Saison sahen wir eine Performance im Zeichen des Ukraine-Krieges. Sustainable Fashion Matterz und Fashion Revolution machten es möglich: Kurzerhand hat ein Team aus über 30 Leuten innerhalb einer Woche eine neue Kollektion erschaffen, um ein Statement setzen zu können.
Mit Alarm-Sirenen, Rauchschwaden, sich krümmenden Tänzerinnen und Models, die schlichte Designs mit aufgedruckten Botschaften über den Runway trugen, wurden die Zuschauer emotional an einen Ort geschickt, in dem Fashion-Trends Nachrang haben:
„…denn wenn man sich in Bunkern, U-Bahnen oder Kellern vor Bomben versteckt, interessiert es niemanden, was man trägt. […] Heute nutze ich als Designer die Mode als meine Werkzeug, um für die Freiheit von morgen zu kämpfen. Das sehe ich als meine Stärke und meine Mission an.“
– Jean Gritsfeldt
Vom Design der Gefühle und Trend-Silhouetten
Und die Mode selbst? Die war häufig ein Spiegel gemischter Gefühlswelten. So zum Beispiel bei Danny Reinke, der mit seiner Prêt-à-Couture-Kollektion „Devil’s Delight“ Emotionen wie Frustration oder Traurigkeit, sowie Hoffnung und Optimismus in Form geschneidert hat. Diese Gefühle äußern sich in satten Farben sowie auffälligen Materialien wie rauer Wolle, fließendem Satin oder Tüll, der die Trägerin fast verschlingt. Der Designer beweist in dieser Kollektion seine Handwerkskunst, vereint alltagstaugliche Designs mit raffinierten Details in einer Riege mit den für den Designer typischen, auffälligen Tüllmodellen.
Apropos auffällig: Waren zu Corona-Zeiten die Silhouetten noch körpernah, umschmeichelnd wie eine Umarmung, werden die Formen im Herbst und Winter wieder opulenter. Über die verschiedenen Kollektionen hinweg sieht man große Ärmel und Schultern, die die 80er Jahre heraufbeschwören, große Rüschen und Raffungen sowie voluminöse Materialien und Schnitte.
Auch bleibt es nicht mehr bei den dezenten 50 Shades of Beige. Juwel-Töne wie Rot, Violett, Smaragd-Grün und sattes Magenta wie bei Danny Reinke, Anja Gockel oder Slow Fashion Designerin Rebekka Ruétz stehen an der Tagesordnung. Auf der anderen Seite des Farbspektrums: Neon-Nuancen in Gelb, sowie Grautöne, die die Signalfarben ausbalancieren.
Mein Fazit zur Mercedes Benz Fashion Week
Dieses Jahr war ich zum ersten Mal live bei der Fashion Week dabei und konnte bei den Shows die neuen Trends und Modelle aus erster Hand sehen. Das allein war bereits aufregend für mich, und diese Aufregung wurde durch die Situation in der Ukraine, sowie die Corona-Regelungen, die weiterhin bestanden, noch verstärkt.
Am Ende der Modewoche bin ich erschöpft, mental und körperlich. Aber auch dankbar. Dankbar dafür, mit Gleichgesinnten Mode als Ausdruck des Selbst und auch als Kunst direkt erleben zu können (statt wie im vergangenen Jahr nur online per Live-Stream). Dafür, dass ich viele liebe neue Menschen kennenlernen durfte. Und dankbar dafür, dass Mode es immer wieder schafft, mich emotional zu berühren, zu begeistern und zu inspirieren. Diesen Gefühlscocktail darf ich hoffentlich auch bei der nächsten Fashion Week wieder erleben.
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